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Ein Bild entsteht aus einer Sammlung verschiedener Bilder, Fragmente, „Versatzstücke“. Manche Elemente tauchen verfremdet, verzerrt, gespiegelt in mehreren Bildern auf. Innerhalb einer Arbeit verwende ich Vervielfältigung als Technik, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar wird. Eine scheinbare Authentizität entlarvt sich als selbstreferenzielle Künstlichkeit oder als Zitat.
Handelt es sich um eine Maske oder um ein Gesicht?

Meine Portraits vereinen wie Vexierbilder mehrere Aspekte und Eigenheiten in einem Bild. Es geht mir darum, eine Identität zu malen, die nicht durch Ähnlichkeit zur Wirklichkeit überprüfbar ist. Als ob die Gemalten ein Bewusstsein darüber besäßen, dass sie nur gemalt sind, als ob es gerade die Empfindung der eigenen Gegenstandslosigkeit ist, die ihnen eine Realität verleiht.

Die großformatigen Zeichnungen ließen sich auch als Negativzeichnungen bezeichnen. Sie sind mit Radiergummi auf Bleistift gezeichnet, Graphit als Material einer schwarzen Oberfläche, der Radiergummi als Gravurinstrument. Das Sichtbare ist entfernt, gelöscht, radiert. Federn, Fäden, Gewebe, Faltenwürfe, Räume sind freigelegt unter den Bleistiftstrichen, die das Papier als dichte Textur überspannen und bedecken, und entwickeln eine zweite Wahrnehmungsebene zu der der Bleistiftzeichnung.
Was steht hinter der sichtbaren Realität?
Auch in meinen Zeichnungen ist es die Welt des Scheins mit der ich mich auseinandersetze. Das Verhältnis von Bild zu Abbild, Reproduktion und Vervielfältigung. Szenerien werden inszeniert, entstehen aus dem „Baukasten“.
Das Verknüpfen von Fragmenten ist eine Strategie Leere zu füllen: zum Beispiel sich Vergangenheit in Erinnerung zu rufen, auch die Verarbeitung von Ereignissen im Traum durch intuitives Zusammenstecken von Versatzteilen, oder aus individuellen Leidenschaften gebastelte Wunschbilder. Es werden die Fragmente verwendet, die zur Verfügung stehen, und die am meisten „passend“ erscheinen. Dennoch sind Fehlstellen unvermeidbar, welche Absurdes und Befremdliches bergen. Illusionen, Visionen aber auch Verunsicherungen, Täuschungen-

Echt oder unecht, wirklich oder unwirklich ( vielleicht sogar zusammengesponnen und verdreht wie im Traum oder im Märchen):
Das glatte Schwarz der Bleistiftstricke entwickelt eine Fläche, die zugleich verdeckt als auch enthüllt, in ihrem Wesenhaften bedrohlich wirkt, aber auch verführt wie eine Erscheinung, die in das Schwarz hineinzieht wie in eine und zu einer Schönheit.

Wahrheit/ Täuschung, Realität/ Imagination, Original/ Fälschung. Doppelbödigkeit. Gegensätzlichkeiten wie Künstlichkeit- Echtheit, Fetisch- Unantastbarkeit, Sichtbarkeit- Unsichtbarkeit, Fülle- Leere, Präsenz- Absenz?

Die besondere Künstlichkeit einer Kippfigur interessiert mich, unterschiedliche Perspektiven, gegensätzliche Aspekte verschmelzen „ineinander-kippend“; was ist „sehen als..“ im Unterschied zum normalen Sehen? Das interessiert mich an den Kompositköpfen von Arcimboldo oder auch an der Arbeit von Cindy Sherman oder Sophie Calle.

2012