Akademie der bildenden Künste Wien, 2008

PLAY THE HARLEQUIN

In meinem Diplomtitel beziehe ich mich auf die Figur des Harlekin und auch auf das (Theater)spielen.
Der Harlekin ist eine phantastische Figur, also eine literarische Erfindung. Seine Komik besteht nur zum Selbstzweck und ist damit anarchistisch.
Die Gestalten, die die Bilder dar- bzw. ausstellen, sind keine Portraits existierender Menschen, sondern entstehen durch Kombination, Überlagerung verschiedener Bildquellen unterschiedlicher Zusammenhänge. Es gibt keine direkten gesellschaftlichen Bezüge, keine Umgebung, keine Handlung. Die Dargestellten lassen sich nicht einordnen, in der Wirklichkeit sind sie nicht vorhanden. Sie beziehen sich auf sich selbst, aber in einem Nebeneinander an einem Ort auch auf einander. Im Nebeneinander wiederholen sich die Köpfe mit immer wiederkehrenden Formen und erscheinen als Ornament. Aber sie sind dennoch ungleiche Personen, in ihrem Aussehen und ihrem Zustand. Die Zustände sind nicht plakativ, aber man erkennt sie wieder, es sind keine erhabenen Zustände, sondern alltägliche, einfache.
Die Gestalten sind nicht wirklich, aber sie stellen Wirklichkeit dar, sie spielen sie. In den oft engen Formaten, begrenzenden Rahmen stellen sie sich selbst aus, als Spieler. So verschiebt sich die Ebene ihrer Beziehung zum Betrachter, sie schaffen sich die Wirklichkeit von Existierenden, nicht von Gesehenen, Dargestellten, Abbildungen. Wer wird betrachtet? Möglicherweise der Betrachter, die Betrachterin.
Auch wenn ich in meiner Arbeit immer auf Portraitmalerei zurückkomme, sind oft andere Medien, wie Skulptur, Zeichnung, Fotografie, und deren Möglichkeiten in der Malerei von Bedeutung. Zugrunde liegend ist immer die Aneignung von Bildnissen. Abbildungen, Darstellungen und Formen der menschlichen Gestalt, des menschlichen Gesichtes, wobei kein subjektives Urteil über vermeintlich realistische oder abstrahierte Bedeutung stattfindet.
Was ist ein Bildnis? Welche Autorität hat Ähnlichkeit in Abbildungen? Wie funktioniert (Wieder)Erkennen, welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Erkennen und dem Zuordnen zur Wirklichkeit, der Einordnung in ein Gefüge, Bildung eines Urteils? Und schließlich, was ist ein Abbild und was ist ein Bild? Gibt es ein Bild jenseits des Abbildes? Denn die Sicht auf ein Abbild ist eine andere als die auf ein Bild.
In dem Maße, in dem die Protagonisten der Bilder sich ähneln und annähern, unterscheiden und distanzieren sie sich von einander, wie auch die Mal- und Herangehensweise verschieden ist. Die Malerei passt sich an, verführt, zu Trugbildern?
Durch Anordnung der Formate, Wiederholung der Köpfe und durch Blickrichtungen entsteht ein Raum, eine eigene Ordnung, in der sich die Bilder gegenüberstellen und aufeinander beziehen.

Genaue Ähnlichkeit zu genauer Ähnlichkeit die genaue Ähnlichkeit so genau wie eine Ähnlichkeit, genau wie Ähnlichsein, genau ähnlich sein, genau in der Ähnlichkeit genau eine Ähnlichkeit, genau und Ähnlichkeit. Denn dies ist so. Weil. Gertrude Stein

2008