Negativ_Zeichnungen
Die großformatigen Zeichnungen ließen sich auch als Negativzeichnungen bezeichnen. Sie sind mit Radiergummi auf Bleistift gezeichnet, Graphit als Material einer schwarzen Oberfläche, der Radiergummi als Gravurinstrument. Das Sichtbare ist entfernt, gelöscht, radiert.
Federn, Fäden, Gewebe, Faltenwürfe, Räume sind freigelegt unter den Bleistiftstrichen, die das Papier als dichte Textur überspannen und bedecken, und entwickeln eine zweite Wahrnehmungsebene zu der der Bleistiftzeichnung.
Wie in meiner Malerei setze ich mich mit dem Verhältnis von Bild zu Abbild, Reproduktion und Vervielfältigung auseinander.
Die besondere Künstlichkeit eines Vexierbilds (oder einer Kippfigur) interessiert mich, das Phänomen des Aspektwechsels, welches dabei eine zentrale Rolle spielt.
Unterschiedliche Ansichten, gegensätzliche Aspekte verschmelzen „ineinander-kippend“; was ist „sehen als..“ im Unterschied zum „normalen“ Sehen?
Wahrheit/Täuschung, Realität/Imagination, Original/Fälschung. Doppelbödigkeit. Gegensätzlichkeiten wie Künstlichkeit- Echtheit, Fetisch- Unantastbarkeit, Sichtbarkeit- Unsichtbarkeit, Fülle- Leere, Präsenz- Absenz.
Ein Bild entsteht aus einer Sammlung von verschiedenen Bildern, Fragmenten, „Versatzstücken“. Manche Elemente tauchen verfremdet, verzerrt, gespiegelt in mehreren Bildern auf. Innerhalb eines Bildes verwende ich Vervielfältigung als Technik, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar wird. Eine scheinbare Authentizität entlarvt sich als Künstlichkeit oder auch auch als Zitat.
Szenerien werden inszeniert, entstehen aus dem „Baukasten“.
Das Verknüpfen von Fragmenten ist eine Strategie Leere zu füllen: zum Beispiel sich Vergangenheit in Erinnerung zu rufen, auch die Verarbeitung von Ereignissen im Traum durch intuitives Zusammenstecken von Versatzteilen, oder aus individuellen Leidenschaften gebastelte Wunschbilder. Es werden die Fragmente verwendet, die zur Verfügung stehen und die am meisten „passend“ erscheinen. Dennoch sind Fehlstellen unvermeidbar, welche Absurdes und Befremdliches bergen. Illusionen, Visionen aber auch Verunsicherungen, Täuschungen-
Was ist „echt“, was ist „unecht“, „wirklich“ oder „unwirklich“ (vielleicht sogar „zusammengesponnen“ und „verdreht“ wie im Traum oder im Märchen).
Das glatte Schwarz der Bleistiftstriche entwickelt eine Fläche, die zugleich verdeckt als auch enthüllt, in ihrem Wesenhaften bedrohlich wirkt, aber auch verführt wie eine Erscheinung, die in das Schwarz hineinzieht wie in eine und zu einer Schönheit.
2011